Im Gespräch
Die oberste Regel lautet: Nicht der Interviewer steht im Mittelpunkt, sondern der Gesprächspartner. Der Interviewer sollte das Gespräch führen, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.
- Die Einstiegsfrage ist ausschlaggebend für einen gelungenen Gesprächsverlauf. Sie sollte möglichst ungewöhnlich oder schräg, vor allem aber unbeschwert sein und zum Thema hinführen (Tagesaktualität, Knalleffekt, Überraschung, Kompliment etc.). Außerdem sollte sie dem Gesprächspartner die Chance geben, sich warm zu reden.
- Gleichzeitig zuhören und die nächste Frage formulieren – das ist das Schwierigste während des Gesprächs: Zuhören, ob Ihre Frage beantwortet wird, ob die Aussagen mit Ihren Recherchen übereinstimmen – vielleicht können Sie Widersprüche aufdecken? Außerdem müssen Sie darauf achten, ob Formulierungen oder Fachbegriffe verwendet werden, die erklärt werden müssen. Behalten Sie aber gleichzeitig Fragen und Dramaturgie im Hinterkopf! Sind Sie noch auf dem Weg, den Sie gehen wollten? Weicht Ihr Gesprächspartner aus? Hartnäckig bleiben!
- Halten Sie die Fragen so knapp und präzise wie möglich. Fragen Sie nicht doppelt! Fragen Sie gerade bei kontroversen Themen provokant, um den Interviewpartner aus der Reserve zu locken.
- Ganz wichtig ist die Körpersprache: Da Sie nicht "ja" und "mhm" sagen können, müssen Sie Ihrem Gesprächspartner durch Nicken, Lächeln oder Stirnrunzeln signalisieren, dass Sie ihm zuhören. Wenn Sie auf Ihren Stichwortzettel schauen müssen, dann möglichst kurz und schnell. Behandeln Sie Ihren Gesprächspartner stets fair!
- Oft muss man unterbrechen, wenn der Gesprächspartner vom Thema abkommt, ins Schwafeln gerät oder ausfallend wird. Wenn Sie unterbrechen wollen, dann aber konsequent! Ihr Mikrophon geben Sie NIE, UNTER KEINEN UMSTÄNDEN aus der Hand!! Erstens könnte das Ihre Aufnahme verderben, zweitens können Sie Ihren Gesprächspartner leicht unterbrechen, indem Sie ihm das Mikro entziehen – aber dazu müssen Sie es natürlich in der Hand haben.
- Am Ende ist wiederum die Ausstiegsfrage wichtig. Sie darf wieder schräg oder witzig sein. Gut macht es sich auch, nach einer Perspektive zu fragen.
